Auf dem Niederrheinweg durch die Genussregion Niederrhein – Teil 2
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Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein
Wie erkundet man den Niederrhein? Mit dem Fahrrad wird wohl die häufigste Antwort sein. Dabei kann man den Niederrhein auch wunderbar zu Fuß erkunden, beispielsweise auf dem NiederrheinWeg. Der knapp 130 Kilometer lange Rundweg wurde vom Verein „Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunde“ konzipiert. Aufgeteilt in neun Etappen verbindet er linksrheinisch acht Rathäuser in den Kreisen Kleve und Wesel, die beide zusammen die Genussregion Niederrhein bilden. Wer oder was ist diese “Genussregion” eigentlich? Monika Stallknecht, Leiterin der Geschäftsstelle des Genussregion Niederrhein e.V. für den Kreis Wesel kennt die Antwort.
“Wir wollen den Entwicklungsraum Niederrhein nachhaltig gestalten und dazu regionale Wertschöpfungsketten ausbauen. Gemeinsam mit der bäuerlichen Landwirtschaft suchen wir Lösungen für die Vermarktung und Weiterverarbeitung der regionalen Produkte. Dabei liegt uns die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks ebenso am Herzen, wie das Wohl der Tiere und eine größtmögliche Biodiversität.“
Neugierig auf diesen „Klimaschutz durch kurze Wege“ wandere ich los und plane auf drei Etappen des NiederrheinWeges den Besuch von Mitgliedsbetrieben der Genussregion Niederrhein ein, die an der Wegstrecke liegen. Was bisher geschah, könnt ihr hier nach lesen: Etappe 1 von 3 und Etappe 3 von 3. Heute zeige ich euch die:
Etappe 2 von 3
Von Rheurdt nach Kamp-Lintfort
Diese Etappe ist mit rund 13 Kilometern etwas kürzer, aber voller Kontraste. Aus dem hübschen Ortskern von Rheurdt bringt mich der Weg zunächst zum Heilgenhäuschen aus dem Jahr 2009. Früher zogen gar ganze Prozessionen hieran vorbei. Ich aber verlasse alleine den Ort bergauf in die Felder. Der Wirtschaftsweg läuft, mit fantastischen Ausblicken in das Nierstal zur Linken, und bis in das Ruhrgebiet zur Rechten, auf den Oermter Berg zu. Wie alte Karten belegen, lagen hier auf der “Sonnenseite” im Mittelalter die Weinberge der Vogtei Geldern. Mein Geheimtipp: Ein kleiner Abstecher zur pittoresken Kapelle im „Schönstattzentrum Niederrhein“. Diese Kapellen sind architektonisch alle dem Urheiligtum in Vallendar-Schönstatt nachempfunden. Bänke laden zum Ruhen ein und ein Kreuzweg fasst das Gelände ein. Die Wanderung jedoch durchquert den Forst auf dem Oermter Berg. Ein großer Spielplatz in der Nähe, die Wildgehege, kleinere Spielgelegenheiten im Wald und die „Naturkundlichen Sammlung Niederrhein“ laden zum kurzen Verweilen ein und machen den Oermter Berg auch zu einem beliebten Ausflugsziel.
Nach dieser Bergwertung folgt der Weg der “Nenneper Fleuth”, einer verlandeten Altrheinrinne aus der vorletzten Eiszeit. Die Kuhlen, größere Wasserflächen entlang der Fleuth, entstanden durch Torfabbau.
Nördlich des Waldgebiets Vluynbusch geht es weiter in Richtung Kamp-Lintfort und so erreiche ich Haus Eyll. Ehemals eine Burg, wird das Haus heute als Hof geführt. Die zugehörige Eyller Kapelle stammt aus dem Jahr 1430 und beeindruckt mit ihrem alten Friedhof und historischen Kleinoden im Inneren. Die Kapelle kann nach vorheriger Terminabsprache mit dem Pfarrbüro St. Josef, besichtigt werden. Stand ich gerade noch andächtig vor den alten Gräbern der Herren zu Eyll, folge ich jetzt dem Weg entlang der Motocrossstrecke am Eyller Berg. An jedem 1. Mai ziehen besonders die Rennen um die Deutsche Seitenwagenmeisterschaft immer wieder tausende von Menschen an. Während ich an dieser martialischen Strecke unterwegs bin, spüre ich das Rennfieber, den Staub, den Lärm und den Geruch der Maschinen förmlich. Zum Glück ist es in der übrigen Zeit aber recht ruhig hier. Ich nähere mich Kamp-Lintfort durch die Grünanlagen des Technologieparks und komme zu Haus Dieprahm. Das Wasserschloss wurde 1369 erstmals urkundlich erwähnt und soll für eine Nacht sogar Napoleon Bonaparte beherbergt haben. Weiß gekalkt und mit rotem Dach steht es überraschend und hell leuchtend inmitten der Wohnbebauung dieser ehemaligen Steinkohlebergbaustadt.
Mich bringt die Straße zum Schirrhof. Heute ein Ort der Kunst, der Stadtinformation und des Lehrstollens. Früher hat der Bergbau hier ausgebildet. Die Wanderung würde mich nun zur Zeche Friedrich Heinrich bringen. Doch bevor ich mir das Gelände der Landesgartenschau von 2020 anschaue, nehme ich einen kleinen Abstecher in Kauf. Ich kehre ein.
Und zwar im Café Berns. Hier bin ich mit Johann Berns verabredet. Er führt die Bäckerei in der sechsten oder siebten Generation – so ganz genau weiß er es selbst nicht – welche seit 1860 in Familienbesitz ist. Unter anderem erfahre ich, wie kanadische Rezepte in die Produktpalette einflossen oder dass das niederrheinische Roggenbrot so niederrheinisch gar nicht ist. Johann Berns erklärt mir: „Die ersten polnischen Gastarbeiter im Bergbau haben diese Brote vermisst. Da Roggen ein sehr strapazierfähiger Weizen ist, gedeiht er auch gut auf den sandigen niederrheinischen Böden. Seit 1900 backt die Bäckerei Berns nach dem Drei-Stufen-Sauerteig-Verfahren, der Königsklasse des Sauerteigs, mit viel Erfolg dieses niederrheinische Roggenbrot“. Dann überrascht mich Johann Berns als Kenner der nahen Umgebung und wir unterhalten uns über die schönen Wege, die hier in der Nähe verlaufen und die er oft mit seinem Handbike erkundet. Und dachte ich, dass ich als Wanderer hier eher ein Exot unter den Besuchern bin, so werde ich eines Besseren belehrt. “Kein Scherz. Wir haben im Sommer sehr viele Wanderer hier. Und sehr viele Fahrradfahrer.
Die letzten Wanderer waren aus Meerbusch-Osterath. Die waren auch schon mal als Fahrradgruppe hier, kannten uns also auch und sind dann mit 50 Personen vorbeigekommen“. Aber gerade auch im Herbst lohnt sich die Einkehr. Der Duft von frischem Kaffee und von handwerklich gebackenem Brot weckt die Lebensgeister. Das Mehl und Schrot zu all seinen Produkten wird auch hier gemahlen. “Wir haben hier im Betrieb eine Steinmühle. Wo also wirklich zwei Steinräder gegeneinander mahlen. Wo oben das Getreide reinfällt, dann wird es in der Steinmühle gemahlen und fällt unten heraus. Das ist ein grobes Roggenmehl oder feines Roggenschrot, welches wir überwiegend für Schwarzbrot gebrauchen. Und dann haben wir noch eine kleine Hammermühle. Da machen wir viel Getreide für unsere Biobackwaren.” Zu den Qualitätsstandards sagt Johann Berns nur Folgendes: „Was ich mache, mache ich so, dass ich es ohne Bedenken meinen Kindern geben kann“. Mit diesem Gedanken breche ich, nachdem ich mich gestärkt habe, wieder auf. Nicht ohne den Hinweis mit auf dem Weg zu bekommen, dass dieser Leitsatz im Sommer auch für das selbstgemachte Eis gilt. Zurück geht es zum Zechenpark Friedrich-Heinrich, Zentrum der Landesgartenschau im Jahre 2020, mit seinem Tierpark Kalisto und den markanten Fördertürmen. Sonntags bietet sich die Möglichkeit, einen Rundblick von der Turmförderanlage mit Aussichtsplattform zu genießen. In der Innenstadt von Kamp-Lintfort endet diese abwechslungsreiche Etappe wenig später.
Entwickelt und erdacht von den
Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunden eV.
Alle Etappen in der Übersicht:
Etappe 1(a) von Moers nach Traar
Etappe 1(b) von Traar nach Neukirchen-Vluyn
Etappe 2 von Neukirchen-Vluyn nach Rheurdt
Etappe 3 von Rheurdt nach Kamp-Lintfort
Etappe 4 von Kamp-Lintfort nach Issum
Etappe 5 von Issum nach Alpen
Etappe 6 von Alpen nach Rheinberg
Etappe 7(a) von Rheinberg nach Orsoy
Etappe 7(b) von Orsoy nach Moers
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