Auf dem Niederrheinweg durch die Genussregion Niederrhein – Teil 3
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Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein
Wie erkundet man den Niederrhein? Mit dem Fahrrad wird wohl die häufigste Antwort sein. Dabei kann man den Niederrhein auch wunderbar zu Fuß erkunden, beispielsweise auf dem NiederrheinWeg. Der knapp 130 Kilometer lange Rundweg wurde vom Verein „Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunde“ konzipiert. Aufgeteilt in neun Etappen verbindet er linksrheinisch acht Rathäuser in den Kreisen Kleve und Wesel, die beide zusammen die Genussregion Niederrhein bilden. Wer oder was ist diese “Genussregion” eigentlich? Monika Stallknecht, Leiterin der Geschäftsstelle des Genussregion Niederrhein e.V. für den Kreis Wesel kennt die Antwort.
“Wir wollen den Entwicklungsraum Niederrhein nachhaltig gestalten und dazu regionale Wertschöpfungsketten ausbauen. Gemeinsam mit der bäuerlichen Landwirtschaft suchen wir Lösungen für die Vermarktung und Weiterverarbeitung der regionalen Produkte. Dabei liegt uns die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks ebenso am Herzen, wie das Wohl der Tiere und eine größtmögliche Biodiversität.“
Neugierig auf diesen „Klimaschutz durch kurze Wege“ wandere ich los und plane auf drei Etappen des NiederrheinWeges den Besuch von Mitgliedsbetrieben der Genussregion Niederrhein ein, die an der Wegstrecke liegen. Nach den beiden Etappen von Neukirchen-Vluyn nach Rheurdt und von Rheurdt nach Kamp-Lintfort ist es Zeit für den Weg:
Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein
Von Rheinberg nach Orsoy
Auf den Etappen von Neukirchen-Vluyn nach Rheurdt und von dort nach Kamp-Lintfort habe ich neben beeindruckender Natur bisher schon Schlösser, Wald, Berge und Bergbau erleben dürfen. Was fehlt noch? Wasser! Daher wähle ich mir diese Flachetappe, um sie euch vorzustellen. Sie bringt mich von Rheinberg nach Orsoy. Vom schönen Stadtkern mit dem alten Rathaus und dem Petrusbrunnen ist man schnell im Grünen und am „Tor der Toten“. Die Stelen des Mahnmals, errichtet auf der Wallanlage der früheren Stadtbefestigung, sollen betende Hände darstellen. Anschließend entlässt mich der Ort entlang des Naturschutzgebietes “Alter Rhein” in die fruchtbaren Äcker und Wiesen der Rheinaue. Ohne einen Höhenmeter zu erklimmen, kann man Kirchturmspitzen in der Ferne ausmachen oder aber das Ruhrgebiet auf der anderen Rheinseite entdecken. So bin ich bald in Eversael. Schnell springen mir die alten Hochwassermarken an den Häusern ins Auge. Unglaublich, dass ich hier 1855 schlichtweg ertrunken wäre. Hinter Eversael öffnet sich wieder die Landschaft. Der Wirtschaftsweg, gesäumt von Birken, führt durch die Felder. Kennt ihr das, wenn ihr Wasser riecht? Wenn die Nase den Tümpel, den See oder Bach als erstes bemerkt? Mir geht es hier so. Und der Bach, das ist der Rhein. Bald kann man ihn auch hören. Natürlich nicht den Rhein selbst, aber das wummernde tuckern der Schiffsdieselmotoren schwappt über den Deich. Noch bevor es an den Deich geht, habe ich einen klasse Tipp für euch. Unbedingt abbiegen. Zum Milchplatz 13. Glaubt mir, ihr seid richtig.
Hier gibt es die „Kräuterschnecke“, ein weiteres Mitglied des Genussregion Niederrhein e.V. Im wahren Leben heißt die „Kräuterschnecke“ Anja Jakobs und stellt Senf, Salz und mehr her. Tagsüber könnt ihr an der kleinen Senfbude, einem Schränkchen, ihre Produkte kaufen. Wer, so wie ich, Glück hat, den berät Sie gerne bei der Auswahl. Wie kam es dazu, dass sie Senf herstellt, frage ich sie. “Angefangen hat alles mal mit Weihnachtsmärkten. Wir haben vom Roten Kreuz Budberg jahrelang den Weihnachtsmarkt betreut. Und irgendwann sind wir drauf gekommen, immer nur auf- und abbauen, ist auch eintönig. Mit ein paar Freundinnen habe ich dann Marmelade selber gekocht. Das ist ein Jahr gut gegangen – im nächsten Jahr hatte jeder andere Stand auch Marmelade. Ich fand den Gedanken, was Selbstgemachtes anzubieten, aber klasse. Besuche von Kräutergärten und einer Senfmühle haben mich dann im Rahmen einer Führung auf die Idee gebracht und schon früher wurde in der Familie Senf hergestellt.“ Es liegt Ihr also im Blut. Und die Vielzahl der Rezepte wie z.B. Aprikose-Chili oder Knobischnecke zeigt Ihre Kreativität. “Die Rezepte sind alle von mir. Manches probiert man. Manches funktioniert, manches nicht. Die Grundidee hat man schon mal im Kopf. Das geht ja auch mit meinen Gewürzen so. Man hat eine Vorstellung, wozu es sein soll. Wie kann es schmecken? Teils kommen auch Kunden und fragen, ob es einen Senf mit diesen und jenen Zutaten gibt? Dann beginnt die Entwicklung. Zum Beispiel dauerte die Entwicklung des Altbier-Senf Issumer Art gute sechs Monate. Auch unsere Distributoren, viele Höfe in der Umgebung, fragen schon mal nach besonderen Senfen, wie Kartoffel- oder Erdbeersenf an” erzählt sie.
Sogar die Etiketten sind Eigenkreationen. Nicht alle Sorten sind immer zu erhalten, die Zutaten müssen saisonal und erhältlich sein. Sie sagt: “Ich produziere grundsätzlich nur kleine Menge. Durchschnittlich zwölf Gläser. Bei den Gewürzen bin ich so verrückt, dass ich jedes Tütchen einzeln anfertige. Dafür kann ich aber auch ganz individuellen Wünsche entsprechen. Die meisten Kräutern sind aus dem eigenen Kräutergarten. Aber z.B. Pfeffer oder andere klassische Gewürze wachsen nun mal nicht am Niederrhein. Was eben geht, kommt aus heimischer Produktion. Da weiß ich, wo es herkommt.” Sehr schön ist, dass die Gläschen mit ihrer Größe wunderbar in den Rucksack passen. Nach meinem herzlichen Gespräch breche ich mit einem Altbier-Senf Issumer Art im Rucksack wieder auf. Der Weg führt am Fuß des Deichs in das Hasenfeld. Zwischenzeitlich bieten sich immer wieder Bänke am und auch mal auf dem Deich zur Rast an. Von dort kann man in der Ferne die alte und neue Emschermündung erkennen. Ein Stück des Weges teilt sich hier der Niederrheinweg mit dem Hasenpfad, einem kurzen Rundwanderweg, der vor allem wunderbar für Kinder geeignet ist.
Schließlich erreiche ich an Koppeln und deren schönen Hofanlage vorbei, den Hafen Orsoy. Hier könnt ihr in der Woche dem emsigen Treiben der Kräne beim Laden und Löschen von Schiffen und Güterzügen zuschauen. Im original erhaltenen Lagerhaus wurde früher Rohtabak, für die bis zu neun Tabak- und Zigarrenfabriken in Orsoy verzollt und Magenbitterprodukte aus Rheinberg für die USA gelagert. Anschließend erreicht man Orsoy. Auf der Deichpromenade entlang des Naturschutzgebietes “Rheinaue Binsheim” wandere ich bis zum Hochwasserschutztor. Mit dem Blick auf die Rheinfähre zur einen Seite und die Altstadt von Orsoy auf der anderen, bin ich hier nach etwa 12 Kilometern am Ende meiner dreiteiligen Wanderung in der Genussregion Niederrhein.
Entwickelt und erdacht von den
Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunden e.V.
Alle Etappen in der Übersicht:
Etappe 1(a) von Moers nach Traar
Etappe 1(b) von Traar nach Neukirchen-Vluyn
Etappe 2 von Neukirchen-Vluyn nach Rheurdt
Etappe 3 von Rheurdt nach Kamp-Lintfort
Etappe 4 von Kamp-Lintfort nach Issum
Etappe 5 von Issum nach Alpen
Etappe 6 von Alpen nach Rheinberg
Etappe 7(a) von Rheinberg nach Orsoy
Etappe 7(b) von Orsoy nach Moers
Die Wegbeschreibungen gibt es natürlich auch hier im Blog:
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